Auf den Titel kommt es an. Ohne gute Überschrift wird auch der beste Text nicht gelesen. Foto: Freiwald

Auf den Titel kommt es an. Ohne gute Überschrift wird auch der beste Text nicht gelesen. Foto: Freiwald

Die Überschrift ist der Text, den der Leser als erster wahrnimmt. Umso erstaunlicher, dass sich viele Autoren so wenig Mühe damit geben. Während die Überschrift in einem Printprodukt, in dem wir noch mit erläuternder Dach- oder Unterzeile arbeiten können, auch mal lyrisch angehaucht sein darf, muss sie online klipp und klar den Inhalt mit den wichtigsten Keywords nachrichtlich auf den Punkt bringen. Ansonsten fühlt sich der Leser nicht angesprochen. Und auch der Google-Robot versteht nur Bahnhof. Dem Thema Online-Überschriften werde ich noch einen eigenen Artikel widmen.

Die wichtigsten Regeln für einen gute Überschrift sind:

[unordered_list style=“tick“]
  • Sie sollte kurz, prägnant und knackig sein.
  • Sie muss den Leser informieren aber auch neugierig machen.
  • Sie darf keine Satzzeichen oder Abkürzungen enthalten.
  • Zitate und Fragen sind langweilig und nur in Ausnahmefällen erlaubt.
  • Titel sollten im Präsens geschrieben sein.
  • Partizipkonstruktionen vermeiden.
  • Der Titel sollte inhaltlich vom Text gedeckt sein.
  • Gute Überschriften brechen die Erwartung, spielen also zum Beispiel mit Sprichwörtern.
  • Sie sollte zum Foto passen.
[/unordered_list]

Freilich gibt es immer Ausnahmen von der Regel. Besonders die taz erlaubt sich vielfach diese Ausnahmen, die nicht selten voller Ironie und Sarkasmus stecken. Inzwischen sind die taz-Leser daran gewöhnt und erwarten auch nichts anderes. An anderen Stellen mögen Überschriften wie „Es ist ein Mädchen“ nach der Wahl von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin reichlich deplatziert wirken.

Die Aida-Formel hilft dabei zu verstehen, was eine gute Überschrift in uns auslöst. A=Attention, I=Interest, D=Desire, A=Action.  Sie erzeugt Aufmerksamkeit und Interesse, weckt das Verlangen, weiterzulesen und führt dazu, dass man den Text auch liest. Gute Überschriften erzeugen Spannung, provozieren. Aber Vorsicht: Wer allzu lyrisch wird, bewirkt das Gegenteil: Man liest einen Titel, kann ihn aber überhaupt nicht in einen Kontext einordnen.

Hier nun eine Reihe von meiner Ansicht nach wirklich guten Überschriften:

Wir sind Papst

(BILD zur Wahl von Joseph Ratzinger zum Oberhaupt der katholischen Kirche)

Pi mal Daum

(Zur Frage, wie viel Kokain nun bei Fußballtrainer Christoph Daum im Spiel war)

Dänen schlucken Holsten

(Hamburger Abendblatt zur Übernahme der Holsten-Brauerei durch den dänischen Konzern Carlsberg)

Weidemann will nicht weg

(Reportage in den Westfälischen Nachrichten zur Umsiedlung eines ganzen Dorfes, das einem Tagebau weichen muss)

Und hier noch ein paar Beispiele, wie man es besser nicht macht:

Fische sind keine Warmduscher

Betrunkene Autofahrerin hat ein Rad ab

Defekter Heizkessel ist ein ganz heißes Eisen

Briten planen Einschnitte bei Operationen

Dem Krebs den Kampf angesagt

Welches waren eurer Meinung nach die besten oder schlechtesten Überschriften der vergangenen Jahre?


Stefan Freiwald

Stefan Freiwald ist Inhaber von Freiwald Kommunikation - Büro für Journalismus, PR und Marketing in Vechta. In diesem Blog berichtet er aus seiner Erfahrung als Agenturchef und Journalist.

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